Restaurieren von zwei 3-reihigen "Riggisbergerli" von Gottfr. Bärtschi um ca. 1900

Die Geschichte beginnt mit einer Anfrage ob ich mir ein 3-reihiges "Riggisbergerli" anschauen könnte................. 

Das abgebildete "Örgeli" sah optisch sehr ansprechend aus, es fehlten lediglich 3 Bassknöpfe. Diese konnte ich bei Rudolf Schüpbach, Riggisberger-Örgeli, erwerben.

Spielbar war es nicht, denn auf der Melodieseite steckten die Knöpfe im Griffbrett fest und waren zum Teil auch sonst nicht "gängig"

Der Besitzer hätte gerne den Klang gehört, aber für nur diesen Wunsch zu erfüllen, lohnte es sich nicht etwas am "Örgeli" zu machen.

Zudem  fehlte mir die Erfahrung um ein fremdes Instrument zu bearbeiten.

Was nun?

Das Instrument war dem Besitzer nicht so wichtig und ich kaufte es, und konnte so meine ersten "Restaurations-Erfahrungen" machen.

Unter kundiger Anleitung der Firma Reist-Örgeli im Wasen beginne ich zu "werkeln"

Zuerst demontiere ich das Grundbrett des Melodieteils, dann die Melodiedeckel.

Die Schrauben sind stark verrostet und später nicht mehr verwendbar.

Auf dem Bild sieht man blockierte Knöpfe und die Mechanik der 3. Reihe.

Mechanik 2. Reihe

Die Kipphebel sind auf der Achse etwas "verhockt" und werden durch Wärmen der Achse gängig gemacht.

Zum Staunen bringt mich, wie präzise die einzelnen Holzteile gefertigt, und wie genau diese zusammengebaut wurden.

Mechanik 3. Reihe

Die Kipphebel sind auf der Achse auf der näheren Seite der Knöpfe stark "verhockt" und werden durch Wärmen der Achse gängig gemacht.

Interessant ist der Bau der gesamten Mechanik der

3. Reihe mit der Umlenkung.

Damit die Keramikknöpfe wieder gut in die "Löcher" passen arbeite ich die Rundungen mit einem 2mm Bohrer nach.

Wichtig ist, dass man das Nacharbeiten nicht sieht.

Nun habe ich die Klappen demontiert und auf der Oberseite den Leim entfernen.

Der nächste Schritt ist auf der Klappenunterseite das Leder  entfernen und plan schleifen

Jetzt kann ich eine Doppelklebefolie aufziehen, die Klappe auf das neue Leder pressen und mit dem Messer ausschneiden. Die neuen Klappen sind zur Montage bereit.

Damit die Klappen beweglich montiert werden können, klebe ich ein dünnes Schaumstoffringli auf die Klappen.

 

Wichtig ist auch, dass die Klappensitze plan sind. Diese müssen eventuell neu lackiert und plan geschliffen werden.

Die Drähte der Mechanik sind stark rostig und werden deshalb gereinigt. Nach dem Anleimen der Klappen werden die Metallteile noch eingeölt, damit das Weiterrosten unterbunden wird.

Vor dem Anleimen der Klappen richte ich noch die Mechanik, die Knöpfe werden damit in der Höhe ausgerichtet. Anschliessend montiere ich die Klappen mit speziellem Leim, damit kann sich jede Klappe auf dem Klappensitz anpassen.

Stimmen vor dem Ausbauen und ausgebaut. Anschliessend entfernte ich die Leder-Ventile

Stimmen vor und nach dem Reinigen

Für die grossen Stimmen montierte ich wieder Leder-Ventile, für alle andern Stimmen Kunststoff-Ventile. Nach dem Vorstimmen werden die Stimmen wieder eingebaut und ausgestimmt.

Die Bassklappen habe ich auch mit neuem Leder überzogen.

 

Das Lüfterleder ist noch gut.

Damit der Balg wieder dichter wird, streiche ich den ganzen Balg innen mit einem speziellen Leim aus. Nach dem Trocknen des Leimes wird der Balg gepudert und wieder zusammengepresst.

Die alten Lederdichtungen vom Balgrahmen habe ich entfernt und nach dem Planschleifen mit  neuen Dichtungen ersetzt.

Vor dem Zusammenbauen reinigte ich die Griffbrettteile, Melodiedeckel, Knöpfe, Bassgriff und die beiden Grundbretter.

Nach dem Zusammenbauen durfte ich feststellen, dass das restaurierte "Riggisbergerli" gut spielbar geworden ist.

Ich danke den Mitarbeitern der Firma Reist-Örgeli für die kompetente Unterstützung, es machte Spass das Örgeli restaurieren.

 

Kurze Zeit, nach dem ich mein "Riggisbergerli" fertig zusammengebaut hatte, erhielt die Firma Reist-Örgeli ein gleiches Instrument zum Ausstellen. Ich äusserte den Wunsch, dieses Instrument auch zu restaurieren. Zu meinem Glück haben sie mir das Instrument anvertraut. Dies bot mir die Gelegenheit mein Gelerntes gleich noch einmal anzuwenden.

  

Die zwei "Schwester-Örgeli:  Links das Instrument der Firma Reist-Örgeli, das rechts in meinem Besitz.

So durfte ich zwei alten, 3-reihigen "Riggisbergerli", von Gottfried Bärtschi, Baujahr ca. 1900, neues Leben einhauchen. Die zwei Örgeli sind gut spielbar.